Donnerstag, 12. Juni 2014

All Eyes On Brasil 2014: Gruppe H

Heute Abend geht es endlich los. (Juchuuu!) Zeit, auf die letzte der ganzen Gruppen zu blicken. Gruppe H ist wieder vermeintlich einfach, da sie wahrscheinlich von einem Team dominiert wird. Gucken wir mal drauf und danach zählen wir die Stunden, Minuten und Sekunden bis zum Anpfiff des Eröffnungsspiels Brasilien gegen Kroatien... :-)


Belgien.
Das Team von unserem alten Bekannten Marc Wilmots kann sich sehen lassen. Auf allen Positionen spielen Männer aus den besten Ligen Europas und so ist Belgien vielleicht sogar zurecht für einige ein Geheimfavorit.  Es ist die erste Teilnahme seit 2002 (ganz schön lange Pause), aber schon die 12. Teilnahme an einer WM. Verstecken müssen sich unsere Nachbarn also nicht, schon gar nicht in dieser Gruppe. Warum?
Im Tor sind mit Thibaut Courtois (Atletico Madrid), Simon Mignolet (FC Liverpool) und Sammy Bossut (SV Zulte-Waregem) drei Männer unter 30 in den Kader berufen worden. In der Abwehr ist der älteste dann aber auch gleich alt:  Daniel Van Buyten (Bayern) ist mit seinen 36 Jahren sogar der Dino dest gesamten Teams. Seine jüngeren Kollegen auf dieser Position müssen sich aber nicht verstecken. Toby Alderweireld (Atletico Madrid), Laurent Ciman (Standard Lüttich), Vincent Kompany (ManCity), Nicolas Lombaerts (Zenit St. Petersburg), Anthony Vanden Borre (RSC Anderlecht), Thomas Vermaelen (Arsenal) und Jan Vertonghen (Tottenham) sind (fast) alle in Topvereinen in Topligen unter Vertrag.
Auch im Mittelfeld stehen mit Nacer Chadli (Tottenham), Kevin de Bruyne (VfL Wolfsburg), Steven Defour (FC Porto), Moussa Dembele (Tottenham), Marouane Fellaini (ManU) und Axel Witsel (Zenit St. Petersburg) starke Leute auf Wilmots Liste.
Im Angriff hat Belgien dann auch einen Top-Mann mit Eden Hazard von Chelsea, aber Adnan Januzaj (ManU), Romelu Lukaku, Kevin Mirallas (beide Everton), Divock Origi (OSC Lille) und Dries Mertens (SSC Neapel) können auch Tore bei den Großen schießen.

Star der Mannschaft ist natürlich Eden Hazard. Er ist eines der größten Talente Belgiens und kann fußballerisch fast alles: hohes Tempo, starke Schüsse, Dribblings. Marc Wilmots vergleicht ihn sogar mit Zidane. Aber ein kleiner Star ist auch immer eine kleine Diva und so benimmt sich Hazard eben auch. Ob's ein Burger vor dem Stadion ist, wenn er im  Spiel ausgewechselt wird und wütend das Stadion verlässt oder Kritik an seinem Trainer Mourinho, worauf der ja so gar nicht steht. Er trat schon mal nach einem Balljungen und sah dafür Rot, er kommt auch gerne mal zu spät zum Abschlusstraining. Alles Dinge, die er abstellen muss, wenn er ein richtig Großer wie Zidane werden will. Bei der WM kann er sein Talent aber erst mal für alle unter Beweis stellen.

Mein Fazit:
Belgien wird die Gruppe klar gewinnen. Im Achtelfinale wartet dann mit Portugal schon ein dicker Brocken. Wenn sie das Spiel gewinnen, geht vielleicht noch mehr.


Russland.
Russland hat sich langfristig Großes vorgenommen. 2018 sind sie Ausrichter der WM. Und mit Fabio Capello wurde ein dicker Fisch fürs Traineramt gefangen. Diese WM ist aber erst die dritte Teilnahme überhaupt und so kann man gar nicht allzu viel über die Russen sagen. Capello setzt auf ein ausschließlich in Russland spielendes Team. Das ist interessant und ...anders.
Fürs Tor setzt Capello auf Igor Akinfeev (ZSKA Moskau), Yuriy Lodygin (Zenit St. Petersburg) und Sergey Ryzhikov (Rubin Kasan). In der Abwehr vertraut der Italiener auf Vasiliy Berezutskiy (ZSKA Moskau), Andrey Eshchenko (Anschi Machatschkala), Vladimir Granat (Dynamo Moskau), Sergey Ignashevich (ZSKA Moskau), Dmitriy Kombarov (Spartak Moskau), Aleksey Kozlov (Dynamo Moskau), Andrey Semenov (Terek Grosny) und Georgiy Shchennikov (ZSKA Moskau). Fürs Mittelfeld sind Igor Denisov (Dynamo Moskau), Alan Dzagoev (ZSKA Moskau), Viktor Fayzullin (Zenit St. Petersburg), Roman Shirokov (FK Krasnodar), Denis Glushakov (Spartak Moskau), Oleg Shatov (Zenit St. Petersburg) und Yuriy Zhirkov (Dinamo Moskau) in den engültigen Kader berufen und den Abschluss machen Aleksey Ionov (Dynamo Moskau), Maksim Annunikov (FK Amkar Perm), Aleksandr Kerzhakov (Zenit St. Petersburg), Alksandr Kokorin (Dynamo Moskau) und Aleksandr Samedov (Lokomotive Moskau) im Sturm. 

Der Star der Mannschaft ist der Trainer. Ich weiß, das habe ich schon bei den USA geschrieben, aber dieses Mal meine ich es so. Denn, hey, wen kennt ihr aus Russland - außer Andrei Arshavin?! Der hat wenigstens bei einem nicht-russischen Verein gespielt (nämlich bei Arsenal). Die Jungs von Capello haben keinerlei Auslandserfahrung, was definitiv als Schwachpunkt ausgelegt werden darf. Insofern wird es auf Capellos Trainerkünste ankommen, wenn die Russen weit kommen wollen. Damit sind wir auch schon bei den Sorgen der Experten. Viele halten die Russen nicht für fähig, in dieser Gruppe etwas zu gewinnen. Das geht mir allerdings zu weit. Auch wenn Arshavin gar nicht nominiert war, so haben die Russen trotzdem ihre Quali-Gruppe gewonnen - vor Portugal. Gegen Nordirland verloren sie allerdings 0:1 - Portugal schlug die Nordiren gerade erst mit 5:1. Schönen Fußball werden wir wohl nicht oft sehen, Capello setzt eher auf die Abwehr. Wenn die Jungs allerdings Beton anrühren, dann kann durchaus was gehen nach vorne. Sich nur auf die Abwehr zu verlassen, wäre auch zuviel des Guten.
Die angesprochene Schwäche in Sachen Auslandserfahrung kann eventuell ein Vorteil werden, denn wie wir von den Spaniern wissen, ist es sehr hilfreich, wenn Mannschaftsteile sich aus einigen wenigen Clubs kennen. Dass es auch nichts bringen kann, sieht man an den  Deutschen. ;-) Man kann es also so oder so sehen.

Mein Fazit:
Insgesamt sind die Russen schwer einzuschätzen. Wahrscheinlich wird das Spiel gegen Südkorea entscheiden. Ich schätze aber, dass die Südkoreaner sich durchsetzen werden. Nach der Vorrunde ist Schluss für die Russen.


Südkorea.
Südkorea wird als erstes in der Gruppe gegen die Russen antreten und kann in dem Spiel schon den Grundstein fürs Weiterkommen legen. Trainer der Südkoreaner ist Hong Myung-Bo, sozusagen ein Nationalheld. Er ist Rekordspieler des Landes und war 2002 bei der WM in Japan und Südkorea Kapitän seines Teams. Bei der WM bekam er sogar den bronzenen Ball für den drittbesten Spieler des Turniers. Als Spieler unantastbar, als Trainer noch nicht einschätzbar. Erster Fingerzeig war die Bronzemedaille für Südkorea bei den Olympischen Spielen in London 2012. Der Blick auf den 23-Mann-Kader offenbart zumindest ein paar Legionäre in den großen Ligen Europas:
Im Tor stehen drei Heimatakteure auf Myung-Bos Zettel mit Jung Sungryong, Kim Seunggyu und Lee Bumyoung. In der Abwehr ist die Zahl der Legionäre danach natürlich höher. Mit Hong Jeongho (Augsburg), Hwang Seokho, Kim Changsoo, Kim Jinsoo (spielen alle in Japan), Kim Younggwon (spielt in China), Kwak Taehwi (spielt in Saudi-Arabien) und Yun Sukyoung (Queens Park Rangers). Nur Lee Yong spielt in Südkorea. Auch das Mittelfeld ist bunt gemischt mit Ha Daesung (spielt in China), Han Kookyoung (spielt in Japan), Ji Dongwon (Augsburg), Ki Sungyueng (Sunderland), Kim Bokyung (Cardiff City), Lee Chungyong (Bolton Wanderers), Park Jongwoo (spielt in China) und Son Heung-min (Leverkusen).
Auf Torejagd werden Kim Shinwook, Lee Keunho (spielen beide in Südkorea), Koo Ja-cheol (Mainz 05) und Park Chuyoung (Watford) gehen.

Star des Teams war mal Ji-Sung Park, der hat seine Schuhe aber schon an den Nagel gehängt. Bei dieser WM wird den Bundesliga-Profis eine relativ wichtige Rolle beigemessen, allen voran Son Heung-Min von Leverkusen. Er gilt in seiner Heimat als großer Hoffnungsträger und wird dort verehrt wie ein Popstar. Wie wir wissen, sind die Asiaten in Sachen Fantum deutlich extremer als andere, weshalb Son in seiner Heimat nirgends unerkannt bleibt. Das hat allerdings nicht nur Nachteile. Die asiatischen Vereine sind gerne Franchises und ziehen auch große Sponsoren an Land. Son wird z.B. für den Trikotsponsor von Leverkusen weltweiter Werbestar - für eine "kleine" Summe, versteht sich.

Mein Fazit:
Südkorea ist wie Russland schwer einzuschätzen. Ich denke aber, dass mit diesem Kader ein Quäntchen mehr möglich ist. Südkorea wird Gruppenzweiter und damit Gegner der deutschen Mannschaft im Achtelfinale. Dort ist dann aber Schluss.


Algerien.
Ein fast unbeschriebenes Blatt sind die "Les Fennecs", die Wüstenfüchse, aus Algerien, obwohl es die vierte WM-Teilnahme ist - sogar die zweite in Folge. Trainiert wird das Team seit 2011 vom Bosnier Vahid Halilhodzic. Das hilft noch nicht zur Meinungsbildung. Aber ein Blick auf den Kader erleichtert das Ganze:
Als Torhüter hat Halilhodzic Mohamed Zemmamouche, Cedric Si Mohamed (spielen in Algerien) uns Rais Mbolhi (ZSKA Sofia) in Brasilien mit dabei. Hilfe beim Verhindern von Toren bekommt die Nr. 1 von Carl Medjani (Valenciennes), Aissa Mandi (Reims), Madjid Bougherra (spielt in Katar), Faouzi Ghoulam (Neapel), Rafik Halliche (Academica Coimbra), Essaid Belkalem (Watford), Liassine Cadamuro (RCD Mallorca), Djamel Mesbah (Livourne) und Mehdi Mostefa (AC Ajaccio). Die Tendenz der algerischen Spieler, ihr Geld in Frankreich zu verdienen ist aus historischen und sprachlichen Gründen leicht zu verstehen. Auch Italien oder Spanien liegen auf der Hand. So ist es dann auch kein Wunder, wo die Mittelfelder ihre Brötchen verdienen. Sofiane Feghouli in Valencia, Saphir Taider bei Inter Mailand, Medhi Lacen bei Getafe, Abdelmoumen Djabou spielt in Tunesien, Yacine Brahimi in Grenade, Hassan Yebda für Udinese Calcio, Nabil Bentaleb in Tottenham und Riyad Mahrez in Leicester (und damit schon ziemlich nördlich ;-)). Die Stürmer sind auch in warmen Europagefilden unter Vertrag. Islam Slimani spielt für Sporting Portugal, Hilal Soudani für Dinamo Zagreb und Nabil Ghilas für den FC Porto.

Der Star des Teams ist nicht so einfach auszumachen, da die algerischen Profis nicht zu meinen Steckenpferden gehören, gebe ich zu.  Wenn ich jemanden als Star "abstempeln" sollte, würde meine Wahl auf Sofiane Feghouli fallen. Der gebürtige Franzose verdient sein Geld derzeit in Valencia. Für den FC kann er in der Liga, dem Pokal und der Europa League Einsatzzeiten vorweisen. Mit seinen 24 Lenzen kann er noch viel erreichen, wenn er sich weiter so reinschmeißt.

Mein Fazit:
Algerien ist nicht erfahren genug und hat auch keinen so breiten Kader. Das Aus kommt schon nach der Gruppenphase.

Das war's mit den Gruppen. Heute Abend geht's los! Ich bin gespannt...
Brasilien oder Kroatien???
...Sa Le

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