Donnerstag, 5. Juni 2014

All Eyes On Brasil 2014: Gruppe A

Von jetzt an ist fast alles andere egal ... die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 beginnt in genau einer Woche !!!
Die Spannung steigt im deutschen Lande allerorts und deshalb gibt's auch von mir einen Blick auf die einzelnen Gruppen der WM - Chancen, Favoriten, wichtige Spieler. Beginnen wollen wir, na klar, mit Gruppe A und dem Gruppenkopf:


Brasilien.
Der Titel bei dieser WM kann nur über Brasilien führen. Warum? Ganz einfach: Der Gastgeber ist mehr denn je gefordert, der letzte Titel ist schon einige Jahre her (2002 gegen uns ...grmpf...), und die Mannschaft hat den oft als Vorteil gepriesenen Heimvorteil. Aber nicht nur das scheint vorteilhaft zu sein, sondern auch die Mannschaft an sich. Vorbei scheinen die Zeiten, als Brasilien aus 11 Einzelkämpfern und Selbstdarstellern bestand. Die Selecao wird seit 2012 von Felipe Scolari trainiert und es scheint, dass der Brasilianer die Mannschaft gut formen konnte.
Luiz Felipe Scolari ist ja kein Unbekannter, uns Europäern aber nicht unbedingt als Erfolgstrainer bekannt. Als Trainer von Portugal verlor er die Heim-Europameisterschaft 2004 mit der "goldenen Generation" um Luis Figo im Finale gegen Griechenland (mit Otto Rehakles, wir erinnern uns alle :-)). Bei der WM 2006 in Deutschland schied er mit Portugal im Halbfinale gegen Frankreich aus und verlor das Spiel um Platz 3 gegen die DFB-Elf (zum Glück für uns!). Bei der EM 2008 scheiterte Portugal wieder gegen unsere Jungs, dieses Mal aber schon im Viertelfinale. Nach diesen doch recht erfolglosen Jahren verließ Scolari den Posten als Chef-Trainer Portugals in Richtung England und übernahm dort das Traineramt beim FC Chelsea. Anschließend verliert sich seine Spur wieder ins Fußballnirvana, bis er am 29.11.2012 als neuer Brasilien-Coach präsentiert wurde.
In all diesen Jahren darf aber auf keinen Fall eine Sache untergehen: Unter Scolari wurde Brasilien das letzte Mal Weltmeister! 2002 saß er nämlich schon mal auf der Bank. Das Ergebnis kennen wir nur zu gut...

Was macht Brasilien so stark?
Die Torwartposition dürfte es nicht sein. Julio Cesar ist dem Europakenner ein Begriff, spielte von 2005 bis 2012 als Stammtorhüter bei Inter Mailand. Nach einer kurzen Stippvisite in der Premier League (abgestiegen mit Queens Park Rangers, in der 2. englischen Liga nicht mehr eingesetzt) ging's Anfang 2014 in die amerikanische MLS zu Toronto FC.
... An dieser Stelle denke man sich alle möglichen Kommentare zum US-amerikanischen und kanadischen Profifußball. ...
Jefferson (spielte ein paar Jahre in der Türkei) und Victor (noch nie im Ausland tätig) ergänzen den Kader Brasiliens auf dieser Position.
Die Abwehr ist ungleich stärker besetzt. Neben Dante vom FC Bayern stehen auch Größen wie Dani Alves (Barca), Marcelo (Real Madrid), Maicon (AS Rom), Maxwell und Thiago Silva (beide P$G), David Luiz (Chelsea) und Henrique (Neapel). Diese Jungs kennt fast jeder, der ein bisschen bewandert ist.
Das gilt auch fürs Mittelfeld: Luiz Gustavo vom VfB Wolfsburg kennen wir alle, dazu kommen die Legionäre Fernandinho, Oscar, Paulinho, Ramires, Willian (alle England ) und Hernanes (Mailand).
Und auch im Angriff stürmen keine Unbekannten. Bernard (Donezk), Hulk (Zenit) und Neymar (Barca), Fred spielte ebenfalls in Europa (ehemals Lyon), genauso wie Jo (u.a. ZSKA und ManU). Alle haben internationale, sprich europäische, Spielerfahrung und sind daher nicht zu unterschätzen.

Absoluter Superstar ist Neymar. Oft verschrien als neuer Pele hielten ihn aber auch viele für einen absoluten Egoisten und Schauspieler, der nur seine eigenen Interessen im Spiel verfolgt. Das erinnert mich an einen gewissen Europäer, der für Bayern spielt, aber davon ab ist es für eine Teamsportart nicht förderlich. Es bleibt abzuwarten, ob Neymar durch seine Zeit bei Barca wirklich gereift ist. Denn selbst Messi galt (gilt?) als absoluter Superspieler und enttäuschte doch jedes Mal im Nationaldress. Druck und Erwartungen sind nicht immer gute Begleiter für Jungs, die in Europa von allen gehypet werden und doch nur in hochbezahlten Eliten hervorstechen.

Mein Fazit:
Brasilien konnte Spanien im Confed Cup mit 3:0 klar in die Schranken weisen, verlor aber kurz danach gegen die Schweiz. Der Titel kann nur über den Gastgeber führen, aber sie sind schlagbar. Im Achtelfinale können schon Spanien oder Holland warten. Gelingt dort der Sieg, ist alles möglich. Ein Topfavorit für den Titel! Aber nicht mein Topfavorit - Brasilien scheitert schon vor dem Finale.


Kroatien.
Dieses schöne Land am Mittelmeer darf im Fußball nicht unterschätzt werden. Unvergessen ist das Brutalo-Spiel im Viertelfinale der EURO 1996 gegen unsere Jungs. Klassischer Weise tun wir uns mit den Kroaten schwer, was nicht zwingend für die anderen Teams gelten muss. Größter Erfolg war sicherlich der dritte Platz bei der WM 1998 in Frankreich, ansonsten dümpeln die Kroaten regelmäßig nur im Nirgendwo der frühen Spiele, wenn sie überhaupt qualifiziert sind. Das gilt sowohl für EM, als auch WM.
Der aktuelle Kader macht trotzdem Hoffnung. Stipe Pletikosa hat als Stammtorwart auf der europäischen Bühne (u.a. Donezk, Moskau, Tottenham) Erfahrung sammeln können, genauso wie sein zweiter Mann Danijel Subsic, der seit 2012 für den AS Monaco aufläuft.
Mit Darijo Srna (Donezk) in der Abwehr und Mateo Kovacic (Mailand), Ivan Rakitic (Sevilla, ab nächster Saison Barca), Ivan Perisic (Wolfsburg), aber vor allem Luka Modric von Real Madrid, allesamt im Mittelfeld, eine wirklich starke Truppe. Der Sturm um Ivica Olic (Wolfsburg), Mario Mandzukic (Bayern) und Eduardo (gebürtiger Brasilianer, spielt für Donezk) wird bei diesem Mittelfeld gute Chancen bekommen.

Der endgültige Kader sieht so aus:
Tor: Stipe Pletikosa (FK Rostow), Danijel Subasic (AS Monaco), Oliver Zelenika (Lokomotiwe Zagreb)
Abwehr: Darijo Srna (Donezk), Vedran Corluka (Lokomotive Moskau), Dejan Lovren (FC Southampton), Domagoj Vida (Dynamo Kiew), Gordon Schildenfeld, Danijel Pranjic (beide Panathinaikos Athen), Sime Vrsaljko (FC Genua)
Mittelfeld: Luka Modric (Real Madrid), Ivan Rakitic (FC Sevilla), Ognjen Vukojevic (Dynamo Kiew), Mateo Kovacic (Inter Mailand), Ivan Perisic (Wolfsburg), Sammir (Getafe), Marcelo Brozovic (Dinamo Zagreb), Ivan Mocinic (HNK Rijeka)
Angriff: Mario Mandzukic (Bayern), Ivica Olic (Wolfsburg), Eduardo da Silva (Donezk), Nikica Jelavic (Hull City), Ante Rebic (AC Florenz)

Trainiert wird das Team von niemand geringerem als Niko und Robert Kovac, unseren Bundesligaprofis. Den beiden traue ich persönlich viel zu. Niko Kovac musste kurzfristig Milan Badelj vom HSV für den verletzten Ivan Mocinic (Mittelfeld) nachnominieren.

Mein Fazit:
Auf dem Papier hat Kroatien eine starke Truppe, aus der viel rauszuholen ist, auch wenn die Qualifikation nur über die Hintertür gelang. Wenn das Eröffnungsspiel gegen Brasilien ordentlich überstanden ist, sollte gegen die anderen beiden Teams jeweils ein Sieg möglich sein. Im Achtelfinale könnten mit Chile oder Australien machbare Gegner warten, mit Spanien oder Holland aber auch schon das Aus. Spätestens im Viertelfinale ist für Kroatien (leider) Schluss.


Mexiko.
Der Olympiasieger von 2012 (Sieg über Brasilien) scheiterte seit 1994 bei den Weltmeisterschaften jedes Mal im Achtelfinale und ist doch irgendwie die Unbekannte in dieser Gruppe. Die Qualifikation zur WM gelang erst im Interkonti-Vergleich gegen Neuseeland, in diesen beiden Spielen jedoch deutlich (5:1 und 4:2).
Trainer ist seit Ende 2013 Miguel Herrera, der aus einem Haufen uns unbekannten Spielern das Maximum rausholen muss. Das dürfte keine leichte Aufgabe sein, da das Team geschwächt antritt. Im letzten Testspiel vor der WM gegen Ecuador verlor das Team Luis Montes (Mittelfußbruch) und Kapitän Rafa Marquez, der sich jedoch keinen Bruch, sondern nur eine Fußprellung zuzog und bei der WM starten kann. Luis Montes aber wird durch Javier Aquino von FC Villareal ersetzt.Einziger Bundesligaprofi ist Andres Guardado, der seit der Rückrunde 2014 für Bayer Leverkusen spielt.

Der 23-Mann-Kader im Überblick:
Tor: Jesus Corona (spielt in Mexiko), Guillermo Ochoa (AC Ajaccio), Alfredo Talavera (spielt in Mexiko)
Abwehr: Paul Aguilar, Francisco Rodriguez, Carlos Salcido, Miguel Layun, Rafael Marquez (spielen alle in Mexiko), Andres Guardado (Bayer Leverkusen), Hector Moreno (Espanyol), Diego Reyes (FC Porto),
Mittelfeld: Isaac Brizuela, Marco Fabian, Juan Carlos Medina, Luis Montes, Carlos Pena, Jose Juan Vazquez (spielen alle in Mexiko), Club Leon
Angriff: Giovani Dos Santos (Villarreal), Javier Hernandez (ManU), Raul Jimenez, Oribe Peralta, Alan Pulido (spielen in Mexiko)
 
Star der Mannschaft ist aber Javier "Chicharito" Hernandez, der seine Brötchen bei ManU verdient. Obwohl er dort schon seit 2010 unter Vertrag steht, gehört er nicht zu den Leistungsträgern der Mannschaft.

Mein Fazit:
Mexiko ist sicher eine Turniermannschaft, besitzt in dieser Gruppe jedoch keinen besonderen Vorteil und hat auch in der Mannschaft sicherlich einige Schwächen. Nach der Vorrunde dürfte Schluss sein.


Kamerun.
Im Testspiel gegen den DFB am 01.06. konnte man wohl ein wenig erahnen, aber wirklich richtungsweisend war das Spiel nicht. Das maue 2:2 war in jeglicher Hinsicht enttäuschend.
Ein paar Juwelchen kann der Kader tatsächlich aufweisen: Neben Alex Song von Barca sind auch Joel Matip (S04), Maxim Choupo-Moting (Mainz) und vor allem Samuel Eto'o von Chelsea als ewiger Star zu nennen. Insgesamt scheinen die Jungs von Volker Finke einfach kein Team zu sein, geschweige denn zu werden...

Folgende 23 Mann hat Volker Finke mitgenommen:
Tor: Charles Itandje, Sammy Ndjock (spielen beide in der Türkei), Loic Feudjou (spielt in Kamerun)
Abwehr: Allan Nyom (FC Granada), Dany Nounkeu (Besiktas Istanbul), Cedric Djeugoue (spielt in Kamerun), Aurelien Chedjou (Galatasaray Istanbul), Nicolas Nkoulou (Olympique Marseille), Henri Bedimo (Olympique Lyon), Benoit Assou-Ekotto (Queens Park Rangers)
Mittelfeld: Eyong Enoh (Antalyaspor), Jean II Makoun (Stade Rennes), Joel Matip (Schalke 04), Stephane Mbia (FC Sevilla), Landry Nguemo (Girondins Bordeaux), Alexandre Song (Barca), Edgar Sally (RC Lens)
Angriff: Samuel Eto'o (FC Chelsea), Eric Maxim Choupo-Moting (FSV Mainz 05), Benjamin Moukandjo (AS Nancy), Vincent Aboubakar (FC Lorient), Pierre Webo (Fenerbahce Istanbul), Fabrice Olinga (SV Zulte-Waregem)

Problematisch für die Afrikaner kann vor allem das Verhältnis von Trainer Volker Finke zu Superstar Eto'o werden. Beide gelten nicht gerade als Best Buddies. Samuel Eto'o mischt sich ein, kann Finke als Chef nicht akzeptieren und will immer wieder die letzte Ansprache an das Team halten oder Entscheidungen treffen. Auch seine Mannschaftskameraden gelten nicht gerade als seine Freunde, Eto'o eckt überall an.

Mein Fazit:
Kamerun ist mit Glück und Hilfe der FIFA zur WM gekommen, aber weder das Eine, noch das Andere können jetzt noch helfen. Nach der Vorrunde ist Schluss. Schade auch für Mo Idrissou, dass er aus dem Kader gestrichen wurde.

Das Eröffnungsspiel werden Brasilien und Kroatien am 12.06.2014 um 22 Uhr unserer Zeit bestreiten.
Was meint ihr für diese Gruppe und die Chancen von Brasilien?
 ...Sa Le

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