Montag, 9. Juni 2014

All Eyes on Brasil 2014: Gruppe E

Diese Gruppe ist vermeintlich leicht vorherzusagen. Neben einem klassischen Vertreter des erweiterten Favoritenkreises ist ein Team aus dem (sorry) Mittelmaß dabei und zwei schwächere Teams. Fangen wir an mit...


Frankreich.
Die Franzosen gehören wie so viele Europäer bei jeder WM zum erweiterten Favoritenkreis. Da liegt nicht zuletzt an einer breit aufgestellten Mannschaft mit vielen Anführern. Doch ein riesiger Ausfall wird es den Blauen (Spitzname "Les Bleus") schwerer machen, als gehofft: Franck Ribery fährt nicht mit zur WM. Er hat Rücken! Trainer Didier Deschamps muss also umdisponieren. Schauen wir uns die anderen üblichen Verdächtigen an.

Auf der Torwartposition kommt nicht mehr Fabien Barthez, ein echter Superman im Tor, sondern die jüngere Generation Mickael Landreau (Bastia), Hugo Lloris (Tottenham) und Stephane Ruffier (St. Etienne) zum Zug. Davor sollen Mathieu Debuchy (Newcastle), Lucas Digne (P$G), Patrice Evra (ManU), Laurent Koscielny, Bacary Sagna (beide Arsenal), Eliaquim Mangala (Porto), Mamadou Sakho (Liverpool), Raphael Varane (Real Madrid) die Abwehrreihe schließen und Tore verhindern.
Die Bälle verteilen wird die Mittelfeldabteilung um Yohan Cabayé, Blaise Matuidi (beide P$G), Rio Mavuba (Lille), Paul Pogba (Juventus), Moussa Sissoko (Newcastle), Mathieu Valbuena (Marseille), Remy Cabella (HSC Montpellier) und Morgan Schneiderlin (Southampton).
Die Tore wollen Karim Benzema (Real Madrid), Olivier Giroud (Arsenal), Antoine Griezmann (San Sebastian) und  Loic Remy (Newcastle) erzielen.

Der Ausfall von Franck Ribery ist eine enorme Schwächung für die Mannschaft, Europas Fußballer des Jahres ist der Ideengeber im Mittelfeld. Die Rolle des Stars war also klar vergeben. Da er nun aber nicht spielen wird, werfen wir Licht auf die "zweite Reihe". Ich halte das Trio Varane, Pogba und Benzema für echte Nachwuchsstars. Sie spielen alle bei großen Vereinen, Varane und Benzema sind Teil des amtierenden Champions-League-Siegers und konnten in der Saison teilweise richtig überzeugen. Sie können ihre Mannschaft in die richtige Richtung schubsen.

Mein Fazit:
Frankreich geht deutlich schwächer ins Turnier, als gedacht. Die Gruppe haben unsere Nachbarn trotzdem im Griff, der Gruppensieg geht klar an die Blauen.


Schweiz.
Die "Nati", wie die Elf in der Schweiz genannt wird, kann im Gegensatz zu vielen anderen Teams bei der WM ohne Personalsorgen starten. Chef der Truppe ist einer der genialsten Trainer, die Deutschland je hervorgebracht hat: Ottmar Hitzfeld. Seine Erfolge kennt jeder und was er aus den Schweizer Jungs rausgeholt hat, kann sich auch sehen lassen. Die WM ist aber sein letzter Auftritt als Nati-Coach.
Gucken wir doch mal, wen der Ottmar alles mitnimmt...
Als Torwart ist Diego Benaglio vom VfL Wolfsburg gesetzt. Sollte er wider Erwarten schlecht spielen, könnte er durch Roman Bürki (Neuzugang SC Freiburg) oder Yann Sommer (Neuzugang Gladbach) ersetzt werden. Davon ist allerdings nicht auszugehen.
Auf Hitzfelds Zettel für die Abwehr stehen auch ein paar Vertreter aus der Bundesliga. Neben Johan Djourou vom HSV spielt auch Ricardo Rodriguez (Wolfsburg) in der BuLi. Ihre Abwehrkollegen sind bis auf Michael Lang (Zürich) auch alle Legionäre: Stephan Lichtsteiner (Juventus), Fabian Schär (Basel), Philippe Senderos (Aston Villa), Steve von Bergen (Bern, Ex-Herthaner) und Reto Ziegler (Juventus, wird aber regelmäßig ausgeliehen) verdienen ihre Millionen allesamt im Ausland.
Im Mittelfeld ist es da nicht groß anders. Tranquillo Barnetta (S04, wurde nach FFM ausgeliehen), Gelson Fernandes (Freiburg),
Xherdan Shaqiri (Bayern), Valentin Stocker (unser Neu-Herthaner) und Granit Xhaka (Gladbach) spielen alle in der BuLi, Valon Behrami, Blerim Dzemaili und Gökhan Inler spielen alle beim SSC Neapel. Und im Sturm werden Josip Drmic (Bayer), Mario Gavranovic (Zürich), Admir Mehmedi (Freiburg) und Haris Seferovic (Real Sociedad) hoffentlich ein paar Tore beisteuern.

Star der Mannschaft ist für mich - na klar - Xherdan Shaqiri. Der 1,69m kleine, quirrlige Mittelfelder wird sicher der Antrieb im Mittelfeld sein. Genug Erfahrung wird er mitbringen, mit dem FCB gab's schließlich schon ein Triple zu feiern. Und Ottmar Hitzfeld als alter Bayern-Coach wird im mit Sicherheit eine starke Position zugedacht haben. Aber auch Benaglio, Barnetta und Inler werden sicher alles reißen können für ihre "Nati".

Mein Fazit:
Die Schweiz ist das bestplatzierte Team laut FIFA-Weltrangliste (Platz 6) und steht sogar vor Uruguay, Italien und England! Das Erreichen des Achtelfinales ist also ein Muss in dieser Gruppe... und das wird auch klappen. Als Gruppenzweiter wartet dann der Gruppensieger aus Gruppe F (wahrscheinlich Argentinien). Danach ist auch Schluss.


Ecuador.
Das Team von Trainer Reinaldo Rueda ist schwüle klimatische Bedingungen gewöhnt und trägt seine Heimspiele oft in 2.850 Meter Höhe aus, weshalb wir davon ausgehen können, dass sie sich schnell aklimatisieren werden. Ob es ihnen hilft, man weiß es nicht... Die Wahrscheinlichkeit halte ich für gering. Warum? Gucken wir mal auf den 23-Mann-Kader der "la Tri" (die Dreifarbigen), wie sie daheim genannt werden.
Fürs Tor nominiert sind drei Männer aus der heimischen ecuadorianischen Liga: Maximo Banguera, Adrian Bone, Alexander Dominguez. In der Abwehr sollen's Gabriel Achilier Oscar Bagui, Jorge Guagua, Juan Carlos Paredes (spielen alle in Ecuador) und die beiden Legionäre Walter Ayovi (spielt in Mexiko) und Frickson Erazo (spielt in Brasilien) richten.
Im Mittelfeld tauchen dann auch mal Europa-Legionäre auf - Carlos Gruezo (Stuttgart), Antonio Valencia (ManU), Christian Noboa (Dynamo Moskau) und Renato Ibarra (Vitesse Arnheim). Neben ihnen verdienen Oswaldo Minda (spielt in den USA, ersetzt Segundo Castillo), Fidel Martinez (spielt in Mexiko) und Edison Mendez (spielt in Kolumbien) ihr Geld im Ausland. Nur Luis Saritama spielt in Ecuador. Erfahrung ist also zum Teil vorhanden. Im Sturm dann vermeintlich wieder nicht. Felipe Caicedo spielt als einziger nicht auf dem amerikanischen Kontinent (sondern in den V.A.E.), Jefferson Montero, Joao Rojas, Enner Valencia und Michael Arroyo gehen allesamt in Mexiko auf Torejagd.

Auf der Suche nach dem Star der Mannschaft muss man schon zweimal hingucken. Durch die rosane Eruopabrille geschaut, kommt nur Antonio Valencia in Frage. Seit 2009 ist er bei ManU unter Vertrag und konnte in 130 Spielen 13 Tore schießen. Reizen darf man den Guten allerdings nicht. Im Testspiel am 04.06. gegen England flog er wegen grober Unsportlichkeit vom Platz! Was war passiert? Sterling wollte Valencia in Blutgrätschenmanier umhauen, Valencia konnte aber ausweichen. Doch danach knallten die Sicherungen durch. Valencia stürmte auf den jüngeren Sterlin zu und würgte ihn! Rot für beide! Aber ohne Konsequenzen für die WM... den Karten aus den Freundschaftsspielen bleiben in den Freundschaftsspielen. Hoffen wir für die Eidgenossen, dass er sich im ersten WM-Spiel zusammenreißt.

Mein Fazit:
Die Aussichten von Ecuador lassen sich leicht zusammenfassen. Zwar haben sie durch ihre Heimat in Sachen Wetter Vorteile, aber den schwächeren Kader kann man damit nicht aufwiegen. Zwar können sie es den Europäern schwer machen, aber letztlich haben sie das Nachsehen. Aus nach der Vorrunde.


Honduras.
"Los Catrachos", was soviel heißt wie "die Honduraner", haben in der Gruppe den schwersten Stand. Über den Kader lässt sich wenig bis gar nichts sagen, das Wetter kann sicher wieder ein Vorteil sein. Auch wenn ihnen 2010 in der Gruppe immerhin ein Unentschieden gegen die Schweiz gelang, ist das das Höchste der Gefühle. Aber Ehre, wem Ehre gebührt.

Die Mannschaft von Honduras wird von Luis Suarez trainiert - nicht verwechseln mit seinem Namenvetter aus Uruguay. Im Tor sollen es Noel Valladares, Donis Escober oder Luis Lopez (spielen alle in Honduras) richten. In der Abwehr greift Suarez auf international erfahrene Spieler zurück wie Arnold Peralta von den Glasgow Rangers oder Maynor Figueroa (Hull City), Emilio Izaguirre (Celtic Glasgow) und Juan Carlos Garcia (Wigan Athletic) verdienen ihre Brötchen auch im kalten Europa. Victor Bernardez spielt in den USA, Osman Chavez spielt in China. Nur Brayan Beckeles und Juan Pablo Montes spielen in Honduras.
Das Mittelfeld ist genauso bunt gemischt wie die Abwehr. Boniek Garcia und Marvin Chavez spielen in den USA, Andy Najar in Anderlecht, Roger Espinoza bei Wigan Athletic, Wilson Palacios bei Stoke City, Jorge Claros, Luis Garrido und Mario Martinez spielen in Honduras.
Im Sturm gibt es dann auch keine Überraschungen mit Jerry Bengtson (spielt in den USA), Jerry Palacios (spielt in Costa Rica), Carlo Costly (spielt in Honduras) und Rony Martinez (Real Sociedad).

Was lässt sich zu den Chancen und Stars sagen?  Schwierige Frage. Meine Wahl fällt auf Wilson Palacios, einfach weil er die meiste Auslandserfahrung in einer wirklich starken, nämlich der englischen, Liga hat. Bei Tottenham war er 09/10 sogar Spieler des Jahres. Er gilt als Denker und Lenker der Mannschaft und steuert es mit Vorliebe aus dem defensiven Mittelfeld heraus. Spielt er gut, spielt die Mannschaft gut.

Mein Fazit:
...helfen wird es trotzdem nicht. Zwar ist die Truppe bunt gemischt und z.T. auch auslandserfahren, aber ob das reicht, die qualitativ höherwertigeren Mannschaften zu schlagen? Ich denke nicht. Nach der Vorrunde ist Schluss für die Catrachos.


Aus meiner Sicht ist das keine richtig spannende Gruppe, aber vielleicht irre ich mich auch?
Gegenstimmen? Andere Meinungen sind willkommen! :-)
...Sa Le

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