Freitag, 6. Juni 2014

All Eyes On Brasil 2014: Gruppe B

Die Gruppe B ist gespickt mit zwei Teams, die immer zum engen Favoritenkreis gehören und zwei Teams, die vermeintlich Makulatur sind. Fangen wir an mit dem Weltmeister von 2010...


Spanien.
Der aktuelle Weltmeister ist schon alleine durch die Rolle als Titelverteidiger unbedingt zu beachten. Was dem eingefleischten Fußballfan wie mir nicht gefällt, dürfte die Spanien-Fans umso mehr freuen: In der WM-Saison waren die spanischen Teams im europäischen Vergleich absolute Spitzenklasse. Der FC Sevilla gewann die Euro League und Real Madrid die Champions League gegen den Stadtrivalen Atletico. Was ist also zu erwarten?
Die Roten, also La Roja wie sie in Spanien genannt werden, sind 2008 wie Phoenix aus der Asche gekommen und Europameister geworden. Davor spielten sie während der EUROs nach ihrem Sieg 1964 nicht wirklich eine Rolle, spätestens im Viertelfinale war Schluss (mit Ausnahme von 1984 als Vize-Europameister). Nicht weniger überraschend war der WM-Titel 2010, wohlgemerkt der allererste für Spanien. Aus persönlicher Sicht war der Titel auch noch unverdient, da die spielerisch besten Mannschaften klar Deutschland und Holland waren, aber die Deutschen aus Angst vor Spanien an eben jenen im Halbfinale scheiterten und Holland total unglücklich das Finale in der Verlängerung verlor. Der Sieg bei der EURO 2012 war allerdings nicht mehr überraschend, da Spanien in Europa sicher mit die stärkste, wenn nicht die stärkste Mannschaft hat. Trainiert wird das Team nun schon seit Ende 2008 von Vicente del Bosque, auf dessen Konto also die Titel 2010 und 2012 gehen. Er hat noch einen Vertrag bis 2016, wie Spanien sich entwickeln wird, bleibt also spannend.

Für das aktuelle Turnier hat die Mannschaft von del Bosque auf allen Positionen absolute Weltklasse nominiert.
Im Tor wartet mit Iker Casillas als Kapitän einer der vielen Champions-League-Sieger, als Ersatz stehen mit Pepe Reina (Neapel) und David de Gea (ManU) keine schlechten Männer parat. Davor bilden Juanfran (Atletico), Ramos (Real), Pique (Barca), Albiol (Neapel), Azpilicueta (Chelsea) und Jordi Alba (Barca) ein richtiges Bollwerk.
Wenn überhaupt eine Steigerung der Superlative nötig ist, dann für das spanische Mittelfeld - es ist überragend! Xavi, Iniesta, Busquets, Fabregas und Rodriguez (alle Barca), Xabi Alonso (Real), Koke (Atletico), David Silva (ManCity), Juan Mata (ManU), Martinez (Bayern) und Cazorla (Arsenal).
Auf Torejagd werden für die Roten Diego Costa von Atletico, Fernando Torres von Chelsea und David Villa (noch Atletico, ab der neuen Saison New York) gehen.

Der Star der Mannschaft ist bei dieser Bandbreite schwer auszumachen, der Anführer aber nicht. Es war, ist und bleibt Iker Casillas, der seine Rolle als Kapitän seit Jahren hervorragend ausübt und zzt. obwohl er in seinem Verein zur Nummer 2 im Tor degradiert wurde.  In Spanien ist er ohnehin "San Iker", wohl nichtzuletzt aufgrund des Kusses vor laufender Kamera.

Mein Fazit:
Der Kader ist breit aufgestellt, aber einige Spieler sind nicht mehr die jüngsten. Aus meiner persönlichen Sicht wird Spanien den Siegeszug bei den Meisterschaften in Brasilien beenden. Zwar sind die einzelnen Spieler wirklich hervorragend, aber oder die Titelverteidigung gelingt, ist mehr als fraglich... denn im Achtelfinale kann schon Brasilien lauern. Die Spanier müssen ihre Gruppe gewinnen, um diesem Vergleich so früh im Turnier aus dem Weg zu gehen. Denn ich persönlich halte die Brasilianer in solch einem Spiel für die klaren Favoriten. Als Gruppenerster würde im Achtelfinale mit Kroatien (eventuell) ein schwer zu spielender Gegner warten. Ich tippe allerdings auf den zweiten Platz in der Gruppe.


Niederlande.
Holland... unser ewiger Rivale - neben England, versteht sich. Wer kann sich nicht an die Schmach vor der WM 2002 erinnern?! Seitdem sind die Jungs von nebenan aber wieder stärker geworden. Das WM-Finale 2010 war dabei der Höhepunkt, was sie aus meiner Sicht - wie schon gesagt - zu Unrecht verloren haben. Nach diesem Hoch kam allerdings ein absoluter Tiefpunkt, als die Oranjes schon in der Vorrunde der EM 2012 scheiterten (u.a. gegen uns).
Neuer Bonds-Coach wurde Louis van Gaal, unser alter Kumpel vom FC Bayern. ;-) Die Ära geht allerdings nach diesem Turnier schon wieder zu Ende, denn van Gaal wird neuer Trainer von ManU... hoffen wir mal, dass es seine Jungs nicht durcheinander bringt oder gar eine kleine Revolte gestartet wird.

Das Team ist auf dem Papier natürlich nicht so stark besetzt wie Spanien, aber wie soll das auch gehen?! Trotzdem müssen sich die Holländer nicht verstecken. Im Kader fürs Tor stehen Jasper Cillessen (Ajax), Tim Krul (Newcastle) und Michel Vorm (Swansea). Die Abwehrkette wird sich aus dem Pool um Daley Blind, Joel Veltmann (beide Ajax ), Stefan de Vrij, Daryl Janmaat, Terence Kongolo, Bruno Martins Indi (alle Feyenoord), Paul Verhaegh (Augsburg) und Ron Vlaar (Aston Villa) bilden.
Die Stärke des Teams kommt aus dem breiten Mittelfeld. Neben dem uns bestens bekannten Arjen Robben von den Bayern fahren Jordy Clasie (Feyenoord), Jonathan de Guzman (Swansea), Nigel de Jong (Mailand), Leroy Fer (Norwich), Georginio Wijnaldum (Eindhoven) und der alte Fuchs Wesley Sneijder (Galatasaray) mit zur WM. Und auch im Angriff warten mit Memphis Depay (Eindhoven), Klaas-Jan Huntelaar (Schalke), Dirk Kuyt (Fenerbahce), Jeremain Lens (Dynamo Kiew) und Robin van Persie (ManU) ein paar alte bekannte und ein paar neue, frische Spieler. Letzteres wird wahrscheinlich den Ausschlag über Sieg und Niederlage geben.

Den Holländern um ihren vermeintlichen Star Arjen Robben wird nur ein gutes Turnier gelingen, wenn die vielen jungen Spieler sich gleich gut in Szene setzen können. Die erfahrenen Jungs wie Robben, Sneijder oder van Persie, die alle ihre dritte WM in Folge spielen, werden sicher alles dafür tun. Ansonsten ist Arjen Robben aber auch das Sorgenkind, denn die teilweise sehr egoistische Spielweise gefällt nicht jedem Fan. Selbst für einen Nicht-Bayern-Sympathisanten wie mich sind seine Egophasen manchmal schwer zu ertragen. Solange der Erfolg sich einstellt, ist alles in Ordnung.

Mein Fazit:
Im Gruppeneröffnungsspiel wartet mit Spanien gleich der "Endgegner" von der letztem WM. Dieses Spiel wird die Richtung zeigen, in die es geht. Für unsere Nachbarn würde ich mir wünschen, dass sie es schaffen. Mindestens aber ein Unentschieden. Revanche für 2010 wäre allerdings noch besser. Sollten die Jungs von van Gaal das packen, ist alles möglich und mit einem Gruppensieg geht man den Gastgebern aus dem Weg. Ich tippe auf den Gruppensieg.


Chile.
Zünglein an der Waage in Gruppe B könnte Chile werden. Für einige Experten gelten die Jungs von Jorge Sampaoli als Favoritenschreck oder gar Geheimfavorit. In Südafrika reichte es 2010 immerhin fürs das Achtelfinale.

Über die meisten der nominierten Spieler können wir Europäer nicht viel sagen. Bekannt sind nur die Legionäre und selbst von denen nicht alle...
Fangen wir mal auf der Torhüterposition an. Dort sind Claudio Bravo (San Sebastián), Johnny Herrera und Cristopher Toselli (spielen beide in Chile) in den endgültigen Kader berufen worden. In der Abwehr sind ebenfalls 2 Europa-Legionäre zu finden: Gary Medel (Cardiff City) und Gonzalo Jara (Nottingham Forest). Daneben haben es auch Jose Rojas (spielt in Chile) und Brasilien-Legionär Eugenio Mena in den Kader für Brasilien geschafft.
Im Mittelfeld findet der Fußballkenner dann schon deutlich mehr Bekannte. Neben dem absoluten Star Arturo Vidal von Juventus Turin verdienen auch Mauricio Isla (auch Juventus), Marcelo Díaz (FC Basel), Francisco Silva (CA Osasuna), Felipe Gutiérrez (Twente Enschede), Carlos Carmona (Atalanta Bergamo), Jean Beausejour (Wigan Athletic) und Miiko Albornoz (Malmö FF) ihre Brötchen in den Ligen Europas. Ergänzt wird das Team auf dieser Position noch von Jose Pedro Fuenzalida (spielt in Chile) und Charles Aránguiz (spielt in Brasilien). Von diesen Jungs kann durchaus etwas erwartet werden. 
Auf der Stürmerposition kann Sampaoli auch auf Europa-erfahrene Spieler zurückgreifen. Neben Alexis Sanchez von Barca verdient auch Eduardo Vargas sein Geld in Spanien (Valencia), ebenso wie Fabian Orellana (Celta Vigo). Neben den Genannten verstärken Italien-Legionär Mauricio Pinilla (Cagliari Calcio), Jorge Valdivia (spielt in Brasilien) und Esteban Paredes (spielt in Chile) die Position.

Das Spiel der Chilenen steht und fällt mit der Leistung von Arturo Vidal. Der ehemalige Leverkusener ist nach einer OP am Meniskus immer noch nicht wieder auf der Höhe. Wenn er seinem Team nicht zur Verfügung steht oder nur schwach, dann leidet das Spiel merklich. 

Mein Fazit:
Chile kann Einfluss auf das Ergebnis der Gruppe nehmen, wenn alle topfit sind, v.a. Vidal. Es werden viele Faktoren zusammenkommen müssen, um die Holländer oder Spanier stolpern zu lassen und es wäre wohl eine Sensation. Meiner Meinung nach wird die Reise der Chilenen jedoch nach der Vorrunde beendet sein.


Australien.
Das schwächste Glied in dieser Kette ist sicherlich Australien. Die Socceroos werden in Spielen gerne auch mal überrollt, bei der WM 2006 in Deutschland reichte es aber zum Achtelfinale. In Südafrika war 2010 nach der Vorrunde (u.a. gegen uns) Schluss.
Trainer Ange Postecoglou schickte aus Brasilien drei Hoffnungsträger wieder nach Hause. Er war als erster "Ausländer" in Brasilien mit seinem Kader gelandet und strich von dort aus die Mannschaft auf 23 zusammen. Nicht mit dabei sind Tom Rogic (Celtic Glasgow), Mark Birighitti (spielt in Australien), Joshua Kennedy (spielte mal beim KSC, aktuell in Japan) und Luke Wilkshire (Moskau). Die Entscheidungen sind doch etwas verwunderlich, da ohne Wilkshire nur ein echter Rechtsverteidiger (Franjic) mitfährt - und der war auch noch verletzt. Josh Kennedy, der das entscheidende Tor in der Quali gegen den Irak schoss, fällt ebenso verletzungsbedingt heraus wie Mark Birighitti und Tom Rigic.
Der finale Kade besteht also auf der Torwartposition aus: Mathew Ryan (Brügge), Mitchell Langerak (BVB) und Eugene Galekovic (spielt in Australien). Davor werden Ivan Franjic, Matthew Spiranovic (spielen in Australien), Jason Davidson (Heracles Almelo), Bailey Wright (Preston North End), Alex Wilkinson (spielt in Südkorea), Ryan McGowan (spielt in China) versuchen, die Tore zu verhindern.
Dabei werden sie im Mittelfeld unterstützt von Mile Jedinak (Crystal Palace), Mark Milligan, Matt McKay (spielt in Australien), James Holland (Austria Wien), Massimo Luongo (Swindon Town), Oliver Bozanic (FC Luzern) und Mark Bresciano (spielt in Katar).
Auf Torejagd werden Tim Cahill (RedBull New York), der lange Jahre für den FC Everton spielte, Dario Vidosic (FC Sion), Tommy Oar (FC Utrecht), James Troisi (spielt in Australien), Ben Halloran (Fortuna D.dorf), Adam Taggart (Newcastle Jets) und Mathew Leckie vom FSV Frankfurt.

Star des Teams ist nach wie vor Timothy Filiga "Tim" Cahill. Es ist seine dritte WM-Teilnahme und wohl auch seine letzte. Er ist der einzig verbliebene Spieler aus der "Golden Generation" Australiens und gilt als Glücksbringer für die Mannschaft. Auch ob des Abschiedes von Mark Schwarzer ist er wohl Publikumsliebling Nr. 1 in Australien.

Mein Fazit:
Trotz der in Teilen Europa-lastigen Besetzung der Positionen reicht die Qualität nicht für den ganz großen Wurf. Nach der Vorrunde ist Schluss. Vielleicht aber mit einer oder zwei Überraschungen in Form von Siegen, wo wir sie nicht erwarten.

Sind Spanien und Holland so gut wie durch? Was meint ihr?
...Sa Le

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