Sonntag, 4. Mai 2014

Aufstieg des Kommerzes

Viele haben es befürchtet, jetzt ist es passiert: Der Red Bull Leipzig, auch bekannt als Rasenballsport oder RB, ist seit diesem Wochenende sicher in die 2. Liga aufgestiegen. Kann man als eingefleischter Fußballfan - selbst aus Leipzig - das gutfinden? Nein.
...und warum nicht, erkläre ich euch jetzt mal.

Das Stadion.
Das Leipziger Zentralstadion sollte 2000 in ein reines Fußballstadion umgebaut werden, die Stadt schrieb Umbau und auch Betrieb (= Verkauf) aus und ein gewisser Michael Kölmel, Besitzer von Kinowelt, erhielt mit seiner Firma den Zuschlag. Insgesamt kostete das Projekt 90 Millionen Euro, wovon der Bund 51 Millionen beisteuerte. Der Steuerzahler hat das Ding also mit über 50% bezahlt. Zum Confed Cup flossen noch mal 12 Mio Euro. Gespielt wurde dort 2005 im Rahmen des Confed Cup und 2006 im Rahmen der Heim-WM, danach eher kaum noch, weshalb Herr Kölmel finanzielle Sorgen mit dem Stadion hatte und es verkaufen wollte. Vom Verkauf sah er aber ab, nachdem Red Bull auf der Bildfläche erschien. Denn mit Einstieg der Österreicher in den deutschen Fußball öffnete sich ein neuer Geldspeicher. Seit dem 01.07.2010 heißt das Stadion nun "Red Bull Arena" und trägt diesen Namen nun auch für 30 Jahre, möglicherweise länger. Die Red Bull GmbH ist nun also Namenseigner und Mieter des Stadions.
Ist das verwerflich? Ja, ist es. Es macht für mich als Fan eines Traditionsvereins einen eklatanten Unterschied, ob ein Verein mit Hilfe des Landes ein Stadion hinzimmert oder ob ein von Steuergeldern finanziertes Stadion zu Teilen abgekauft wird. Während also andere Vereine tatsächlich ihren Stadionnamen verkaufen, um Geld in die Kassen zu spülen, kauft RB einfach schon mal nen Namen und setzt den Verein dort rein.

Der Verein.
Red Bull wollte unbedingt in den deutschen Fußball einsteigen. Erklärtes Ziel ist die Champions League. Okay, kein Ding. Nur wollte Red Bull keiner in Leipzig haben. Die Vereine, die Red Bull übernehmen wollte, wollten nicht, also musste der Verein einen anderen Weg gehen. RB Leipzig konnte quasi aus dem Nichts 4 Mannschaften vorweisen (RB Leipzig I bis IV), wovon die erste 2009 das Startrecht vom SSV Markranstädt bekam, während RBL II bis IV direkt danach wieder die 1., 2. und 3. Mannschaft des SSV Markranstädt wurden.
2009/10 konnte RBL im ersten Anlauf aus der Oberliga in die Regionalliga Nord aufsteigen, dort gelang der Aufstieg nicht. Erst in der neuen Regionalliga Nordost gelang's in der Saison 2012/13. Einige Namen des Vereins lesen sich wie ein Ehemaligentreffen der Bundesliga: Peter Pacult, Thomas Linke, Perry Bräutigam, Timo Rost, Ralf Rangnick. Verstärkungen kommen aus Helsinki, vom FSV Frankfurt, VfL Wolfsburg, AEK Athen oder halt Red Bull Salzburg.

Der Kommerz.
Red Bull Leipzig heißt nur RasenBallsport, weil die Statuten von DFB und DFL eine offensichtliche Werbung untersagen. Deshalb muss RB Leipzig auch das Logo und die Struktur verändern (könnt ihr hier im Blog nachlesen), genauso wie Red Bull Salzburg in der Euroleague. Recht so. Seit wann darf öffentlich und mit voller Absicht Werbung für ein Produkt mit Hilfe eines Vereinsnamens gemacht werden?! Wenn eine Moderatorin im Fernsehen Werbung für ein Schlankmittel macht, ist es Schleichwerbung und sie muss gehen.

Ich kann die Stimmen schön hören... "Ihr seid ja nur neidisch ... wenn das bei euch wäre, wär's auch okay..." Blabla. Eben nicht. Was Red Bull macht ist eine Schande für den deutschen Fußball und ich bin da ganz auf Seite des DFB/ der DFL (argh, tut weh beim Schreiben)! Egal in welcher Sportart solche Vereine hochgezogen werden, sie machen die Kultur kaputt. Mit Geld kann fast alles gekauft werden - Erstligaspieler, Namen, Stadien und eben auch Aufstiege. Fremde Lizenzen zu übernehmen, ist längst nichts Neues mehr.
Vom Prinzip her ist es aber immer gleich: Ob 18,99€ Hoffenheim, der H$V Handball, der FC Bayern im Basketball oder halt Red Bull Leipzig, alle mischen sich mit viiiieeeeel Kohle und einem großen Dagobert ein, locken die ganzen Geld fixierten Spieler zu einem "ganz tollen, neuen Projekt" und machen bestehende Strukturen kaputt. FCB Basketball hat sich z.B. kräftig bei ALBA Berlin bedient, der H$V Handball in Europa gewildert. Viel zu viele folgen dem Ruf des Geldes. Da lob ich mir doch mal Poldi, der zurückging zum EffZeh, weil's bei Bayern nicht lief. Schei* auf die Kohle!
Einen Geldgeber zu haben, ist nicht verkehrt. (Oder Hertha?) Einen Scheich, der allen Geld in den Ar... bläst, geht gar nicht (Ne, PSG?!) Wie soll ein kleiner Verein mit normalen Voraussetzungen und ständig einem halben Bein in der Insolvenz sich die Spieler kaufen? Genau, geht nicht. Also muss über Team und Leistung was gedreht werden. Red Bull und wie sie alle heißen, müssen aber nie unten anfangen, weil die Mannschaft von vornherein besser zusammengekauft ist als alle anderen. Das ist Verzerrung des Wettbewerbs, das ist Platzklau für Teams, die's verdient haben. Das ist Verarsche für alle Fans von echten Traditionsvereinen!
Zum FC Bayern kann man ja sagen, was man will, aber die haben mal ganz unten angefangen - ohne großen Geldgeber. Genauso wie all die anderen. Zwischendurch Hilfe annehmen, okay. Stadionnamen verkaufen, um über Wasser zu bleiben, okay. Einen Verein die Lizenz für die Oberliga abluchsen und diesen mit Geld und "ollen" Spielern ruhigstellen, ist voll daneben. Zumal es im Falle von RBL ja nicht so ist, das der Ursprungsverein weg ist. Neeeee, der SSV Markranstädt dümpelt ja wieder unten in Sachsen rum und spielt Fußball.

Ich für meinen Teil, kann diesen Fakeverein nicht gutfinden. Zu Leipzig gehören Lok und Sachsen und das war's. Vielleicht wird es Red Bull in den oberen Gefilden nach dem ersten Hype so ergehen, wie 18,99€ Hoffenheim. Der Lack ist ab. Weder eine Meisterschaft noch sonst was hat's gegeben, die namhaften Spieler gehen lieber zum FCB oder BVB. Gut so.

Pro Tradition, gegen Komerz.
Eure Sa Le

1 Kommentar:

  1. Beim Handball in Hamburg (Lizenz und Mannschaft abgekauft vom VfL Bad Schwartau die inzwischen wieder 2. Bundesliga spielen). Will man in Zukunft im kleineren Rahmen spielen. Auch wenn dann eher im EHF-Pokal gespielt wird. Oder das gelegentlich auch mal garnicht in Europa gespielt wird. Orientiert am FC St. Pauli. Begeisterung bei den Zuschauern. Trotz das man wegen einer guten kämpferischen Leistung verloren hat.

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